Kinder werden geschlagen - wie reagieren?

  • Darf ich diejenigen, die Klapse, Arsch versohlen oder Ohrfeigen für Kinder okay finden mal fragen wie Ihr reagieren würdet, wenn Ihr selbst eine Ohrfeige von Eurem Mann bekommen würdet? Ich wette, es würde -zurecht- ein Aufschrei der Empörung durch das Forum hallen, wenn hier ein Mädel schreiben würde, ihr Mann gibt ihr hin und wieder eine Watsche oder versohlt ihr den Hintern, weil er sich z.B. in einem Streitgespräch nicht mehr anders zu helfen weiß.


    Selbstverständlich würde es hier einen riesen Alarm geben, welcher ja auch absolut nachvollziehbar und richtig wäre.



    Zitat von Hustelinchen

    Warum gelten für Kinder andere Maßstäbe? Sind Kinder minderwertiger als Erwachsene?


    Muss wohl so sein, anders kann ich mir so manche Meinung nicht erklären.

  • Ruckartig weg nehmen, wie schon geschrieben, ist ja ok, schließlich gehts um den Schutz des Kindes, aber "eins" auf die Finger tut nicht weh und genau so wirksam sollte ein deutliches NEIN und wegnehmen sein. Und wer seinem Kind derart welche auf die Finger haut, dass es Schmerzen hat, tja, da würden mir dann die Worte fehlen...


    Wie oft hab ich jetzt schon geschrieben, dass ein "Nein!" eben nicht wirkt? Und auch nicht die Hand wegziehen? Und wer hat geschrieben, dass der so zuschlägt, dass es weh tut?


    siri: (ich weiß das klingt jetzt herablassend), aber erzählt mir Erziehungstipps, die ich nicht schon versucht habe. Auch Eltern-Kind-Auszeiten versuchen wir, das finde ich weniger brutal, wie das das Kind ins Zimmer zu verfrachten (was wir aber auch machen, Tür zu braucht es nicht, Julia ist da meistens so fertig, dass sie sich kaum mehr bewegen kann, insofern mag ich das auch nicht so, weil das scheint sie dann schon sehr zu "verletzen"). Wir zählen bis drei, klappt selten, aber zum Glück immer öfter. Ist aber auch nicht machbar, wenn Luisa schon nach Luft japst oder kurz vor dem Aufschlag ist. (Und nein, da wird nicht "geschlagen", da wird eine aus der Situation entfernt).



    Was ich im Übrigen auch ganz furchtbar finde: wenn zwar nicht körperlich, aber eben psychisch Schäden zugefügt werden. Ich kann mich an eine Situation erinnern, in der meine Mutter mich als Strafe einfach ignoriert hat und quasi "beleidigt" war. Da wäre mir eine Ohrfeige oder ein Klaps auf den Hintern wirklich lieber gewesen! Ich hab das als ganz ganz schrecklich empfunden.


    Oh ja! Das hab ich auch schon mal erlebt und jede körperliche Strafe wäre mir lieber gewesen, wie dieser Psychoterror. Das war die schlimmste Zeit in meinem Teenagerleben.


    Und wenn mir mein Mann eine Ohrfeige verpassen würde, dann müsste ich ihm wohl Recht geben, denn ohne triftigen Grund würde er das nicht machen.


    Wenn ich jetzt ehrlich bin, wünsche ich allen Nichtmüttern mal einen so renitenten, gerne auf Durchzug stellenden Querkopf, wie meine Julia (naja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm) ;) . Hab ich schon erwähnt, dass Luisa vermutlich schlimmer wird? Die Kleine "scheisst" sich nämlich gar nichts (auf gut bayrisch gesagt).


    schließliich hatte sie schon Schmerzen!Was hat das Mädel in dieser situation gelernt? Bei Mama muss ich brüllen und bekomme meinen Willen!


    Äh, nein, das hab ich nicht gelernt. Eher, dass es Grenzen gibt. Später, dass meine Eltern auch nicht perfekt sind, aber trotzdem das Beste für mich wollen. Da ging es nicht um einen Machtkampf, da ging es um die Angst vor dem Zahnarzt und ich stimme usambara zu, dass ich damals sicher nicht auf Gespräche eingegangen bin.

    Eine Veränderung bewirkt stets eine weitere Veränderung.

    Niccoló Machiavelli (1469 - 1527)

    Einmal editiert, zuletzt von Kathrin74 ()


  • Wie oft hab ich jetzt schon geschrieben, dass ein "Nein!" eben nicht wirkt? Und auch nicht die Hand wegziehen? Und wer hat geschrieben, dass der so zuschlägt, dass es weh tut?


    Der Klaps auf die Hand erreicht also das, was ein deutliches NEIN nicht kann und dann tut der Schlag auch noch nicht mal weh? Joa, dann hat dein Kind bereits sehr gut gelernt, dass Schlagen folgt, wenn Worte nicht gehört werden.


    Selbst als Nichtmutter stehen mir dabei die Haare zu Berge.


    Zitat


    Wenn ich jetzt ehrlich bin, wünsche ich allen Nichtmüttern mal einen so renitenm gerne auf Durchzug stellenden Querkopf, wie meine Julia (naja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm) ;) . Hab ich schon erwähnt, dass Luisa vermutlich schlimmer wird? Die Kleine "scheisst" sich nömlich gar nichts (auf gut bayrisch gesagt).


    Wenn ich jetzt mal ganz ehrlich bin, dann wünsche ich mir, dass dir auch mal jemand welche klatscht, weil er sich nicht mehr zu helfen weiß. Solche Totschlagargumente sind bei einer Diskussion echt sehr nützlich. :rolleyes:
    Meinst du, du hast die einzige Tochter, die so einen Dickschädel hat? Meinst du, dass alle dann Schlagen, weil sie anders nicht mehr weiter wissen? Wahrscheinlich....


    Zitat


    Äh, nein, das hab ich nicht gelernt. Eher, dass es Grenzen gibt. Später, dass meine Eltern auch nicht perfekt sind, aber trotzdem das Beste für mich wollen. Da ging es nicht um einen Machtkampf, da ging es um die Angst vor dem Zahnarzt und ich stimme usambara zu, dass ich damals sicher nicht auf Gespräche eingegangen bin.


    Schon sehr interessant, wie jemand, der Klapse/Schläge verteilt die Tracht Prügel des sich vergessenden Vaters rechtfertigt. Der Vater hat nicht mal im Affekt geschlagen, sondern nur geschlagen, weil Mutter nicht mehr weiter kam und dann gab es abends die Abreibung dafür. Wie kann man sowas rechtfertigen, ich verstehe es nicht. :cry10:

  • Äh, nein, das hab ich nicht gelernt. Eher, dass es Grenzen gibt. Später, dass meine Eltern auch nicht perfekt sind, aber trotzdem das Beste für mich wollen. Da ging es nicht um einen Machtkampf, da ging es um die Angst vor dem Zahnarzt und ich stimme usambara zu, dass ich damals sicher nicht auf Gespräche eingegangen bin.


    Siehst du, du bist nicht mitgegangen, weil du Angst vorm Zahnarzt hattest, nicht wel du einfach ein "böses Kind" warst!
    Und die Schläge haben deine Angst wahrscheinlich auch nicht reduziert! Schläge "arbeiten" nicht am Grund des Verhaltens, aber genau das ist nunmal Erziehungsaufgabe, am Grunde zu forschen und zu arbeiten!
    Und Grenzen kann man auch ohne Gewalt setzen!! Das ist die von mir angesprochene Konsequenz!!!

  • Und wenn mir mein Mann eine Ohrfeige verpassen würde, dann müsste ich ihm wohl Recht geben, denn ohne triftigen Grund würde er das nicht machen.

    Ups, okay Kathrin. Jetzt bin ich echt schockiert, gegen diese Aussage kann ich nicht argumentieren, da sind wir wohl einfach grundlegend anderer Auffassung. Wenn Du der Meinung ist, dass Gewalt als Mittel zur Problemlösung generell okay ist und man im Zweifel selbst schuld daran ist, wenn der andere zuschlägt (weil man ihm ja einen gerechtfertigten Anlass gibt), dann lass ich das so stehen. Für mich persönlich gibt es keinen, aber auch wirklich überhaupt gar keinen triftigen Grund, einen anderen Menschen zu schlagen. Gewalt verletzt für mich immer und ausnahmslos die Würde des anderen.

    All of old. Nothing else ever. Ever tried. Ever failed. No matter.
    Try again. Fail again. Fail better.
    (Samuel Beckett)

  • Grundsätzlich bin ich auch gegen Schlagen/Klapsen. Es bringt definitiv nichts (im Erziehungssinne). Ich wurde als Kind sehr viel geschlagen (richtig verprügelt,nicht harmlose Klapse), gebracht hat es nie was. Ich habe trotzdem weiter das gemacht, was verboten wurde (ich glaube, bei mir waren Schokopralinen essen, die von mir versteckt waren; nicht nur das natürlich, aber daran erinnere ich mich sehr deutlich). Auch wenn ich wusste, dass ich dafür geschlagen werde.

    Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig"

    Eben. Für mich ist ein Schlafprogramm mit Schreien lassen viel schlimmer als ein Klaps. Natürlich ist ein Klaps trotzdem falsch (aus Vorsatz), aber die Konsequenzen sind für mich bei seelischen Qualen viel schlimmer. Da heisst es aber immer, man soll sich nicht einmischen...


    ABER: ich muss auch zugeben, ich bin auch ein Mensch. Ich habe mich auch schon dazu hinreissen lassen, Juri zu klapsen, wenn er mich geschlagen hat. Es war zwar im Affekt und ich weiss, dass es falsch ist. Aber ich bin keine Maschine.

    Für mich das Wichtigste: Schlagen nicht als normale Erziehungsmaßnahme anzusehen und immer erst versuchen, dagegen anzugehen.

    DAS finde ich sehr wichtig.

    Wir haben Matilda auch an gesicherte Steckdosen nie rangelassen bzw. es einfach von Anfang an verboten (und erklärt, aber das verstand sie damals sicher noch nicht. Sie merken dabei aber, dass es wohl einen Sinn haben muss). Nur so als kleiner Trick um bei anderen Leuten zuhause nicht plötzlich dieses Problem zu haben.

    Dann habt ihr einfach Glück gehabt, dass sie darauf gehört hat. Du schreibst ja selbst, dass sie es euch einfach macht. Probiere es mal mit einem Kind wie Juri (wobei es viel schlimmer geht) oder Julia von Kathrin74...

    aber mit einem 5jährigen Kind KANNST Du nicht sprechen (nicht auf "Vernunftbasis"!) - vor allem wenn es gerade in so einer Situation wie von Kathrin beschrieben steckt...

    Da muss ich allerdings widersprechen. Zumindest bei Juri klappt es sehr gut, er musste schon viele unangenehme Dinge erleiden, wo er das vorher schon wusste. Aber mir ihm zumindest kann ich reden und es ihm erklären. Aber es kommt natürlich aufs Kind an, bei Juri kommt man mit Erklärungen wirklich sehr weit. Ich kriege auch die ekligste Medizin in ihn rein, da habe ich wirklich Glück.



    Es kann JEDEM passieren, dass einem die Hand ausrutscht, da ist niemand vor geschützt. Weder Liz, die ihren Hund gewaltfrei erzieht, Siri, die sich ganz fest vornimmt, dass ihr sowas nicht passieren wird und mir, die sich immer geschworen hat, niemals ein anderes Lebewesen zu schlagen. Das Wichtigste ist für mich aber, dass man seinem Kind erklärt, warum man die Nerven verloren hat, dass man GANZ klar sagt, dass es der eigene Fehler war, weil man sich nicht mehr zusammen reißen konnte, weil man sich nicht mehr zu helfen wusste und dass man sich ganz große Mühe gibt, dass sowas nicht mehr passiert.


    Das macht den Schlag nicht ungeschehen, aber das Kind lernt, dass Schlagen falsch ist, dass man das einfach nicht darf, aber eben auch, dass Mama bzw. Papa auch Fehler machen und dass man als Kind so respektiert wird, dass auch die Eltern sich für ihre Fehler entschuldigen müssen, denn von einem Kind erwartet man das ja auch.

    :thumbup: Ich kann mich nur anschliessen.

    Macht's gut und danke für den Fisch.

  • Ups, okay Kathrin. Jetzt bin ich echt schockiert, gegen diese Aussage kann ich nicht argumentieren, da sind wir wohl einfach grundlegend anderer Auffassung. Wenn Du der Meinung ist, dass Gewalt als Mittel zur Problemlösung generell okay ist und man im Zweifel selbst schuld daran ist, wenn der andere zuschlägt (weil man ihm ja einen gerechtfertigten Anlass gibt), dann lass ich das so stehen. Für mich persönlich gibt es keinen, aber auch wirklich überhaupt gar keinen triftigen Grund, einen anderen Menschen zu schlagen. Gewalt verletzt für mich immer und ausnahmslos die Würde des anderen.


    *unterschreib*



    wow....geschockte grüße, marie-ann :uhoh:

  • Und wenn mir mein Mann eine Ohrfeige verpassen würde, dann müsste ich ihm wohl Recht geben, denn ohne triftigen Grund würde er das nicht machen.


    8o :uhoh: ?( Ok, jemand der SO denkt/argumentiert, mit dem braucht man wohl über so ein Thema dann sowieso nicht zu diskutieren... Sorry, aber wenn du mein Posting von vornhin als Blödsinn abgetan hast, dann weiss ich ehrlich gesagt nicht, als was ich diese Aussage von dir bezeichnen sollte...

  • Grüße,


    aufgrund von hier geäußerten Erfahrungen und Meinungen will ich doch etwas schreiben. Wird länger und persönlich.. aber so versteht man vll meine Meinung.


    Schlagen sollte ein Tabu sein, ebenso wie psychische Maßnahmen. Ich hab mir das immer vorgenommen = ich schlage/klapse meine Kinder nicht, fasse sie nicht hart an (zerren am Arm bspw.) oder zwenge ihnen Löffel in den Mund... Gewaltfrei auf der ganzen Linie und auch keine psychischen Druck ausüben.


    Und heute? Mein Sohn ist zwei Monate alt und Nachts beim Stillen, wenn ich unausgeschlafen, grantig und total nervös bin, dann muss ich manchmal raus aus dem Zimmer, damit ich ihm nichts "antue". Er ist inzwischen beleidigt worden [einmal hab ich ihm gesagt er soll seine verdammte Klappe halten und nicht schreien, sonst fliegt er.. fliegt er... nach Frankreich (Was mcih dann zum lachen brachte und die Situation etwas löste)], er hat einen Klaps auf den Windelpo bekommen. Hinterher tuts mir unendlich leid, ich arbeite hart daran, dass diese Sachen nicht passieren und ich meine Wut erkenne. es ist vielleicht nur zwei mal passiert, aber zweimal zuviel. Am Tag habe ich Wut, Müdigkeit ect. zum Glück im Griff, kann gefährliche Situationen besser reflektieren/erkennen und verhindern. Ich hab da einige Techniken beigebracht bekommen. Nur Nachts im Halbschlaf funktinnieren die nicht so.


    Warum gebe ich das zu? Weil ich so bin, weil meine Mutter gängige Erziehungspraktiken hatte wie:
    Psychisch fertig machen, das fing bei Aussagen an wie: Blöde Kuh, Dumme Nuss, beweg dein fetten Arsch, du bist doch dumm, heul nicht - es gibt keinen Grund zu heulen, willst du noch eine - dann haste nen Grund zu heulen


    Oder einfach dem Kind die eigene Unzulänglichkeit ständig und dauern vor Augen führen.


    Da es hier um Schlagen geht, für ich den Punkt mehr aus: Schlagen / Klapsen / Gewalt war ebenso gängig. Unabhängig davon, ob man mehrmals sagte tu dies, jenes oder eben einfach losbrach, ohne eine vorher angekündigte Konsequenz. Da wurden die Finger mit der Handwaschbürste geschrubbt, bis sie tief rot waren, da wurde man in der Badewanne untergetaucht (nicht kurz, lange), weil man nicht die Haare abduschen lassen wollte, da musste man im Bett still liegen und sich keinen Mimilimeter bewegen.


    Es schwächte mein Selbstbewusstsein so stark, dass schlagen/klapsen Gewalt allgemein für mich in der direkten Beziehung mit Menschen das einfache, schnelle Mittel ist - denn da kann ich mich rasch durchsetzen. Es ist eine reaktion ohne Denken, es passiert und es kostete mich sehr viel Arbeit und viele Sitzungen, hier einen Weg zu finden raus aus der natürlichkeit in meinem Leben. Ich bin kein Schläger, keine Gwaltbereite Person.. das ist ja das Schlimme. Diese Dinge passieren einfach so.. eben in extremen Stresssituationen. Wie oben geschildert. Und ich will meinem Kind das nicht antun... es kann damit nicht auch aufwachsen. Was hat es davon, wenn es damit aufwächst, dass seine eigene Mutter ihre Selbstbewusstseinsprobleme an ihm "auslässt", weil sie in ihrem eigenen Leben nicht gelernt hat, dass man in der eigenen Familie mit Erklären, Argumenten ect. voran kommt?


    Ich bin froh! dass mich dieses Problem "nur" im engen familienkreis betrifft. Das ich sonst diskutieren ect. kann, ein sehr sozialer Mensch bin. Aber das Selbstbewusstseinsproblem hat mich trotzdem lange stark im Griff. Wegen "einwenig" Schlagen, wegen einem Klaps.


    Ich bin NIE verprügelt worden. Blaue Flecke hatte ich nicht, auch keine anderen Verletzungen. Ohrfeigen gabs nie... das war auch nicht nötig..


    Ganz ehrlich Kathrin, deine Aussage hat mich zu dem Text bewogen. Ich sagte diesen Satz auch schon, als ich jmd. schlug (auf den Arm, in meinen Augen ein "klaps" - in dessen Augen zurecht ein Schlag!) "Selbst schuld, hast mich doch provoziert.. hättest doch dies und jenes tun müssen." Nur weil MIR die Argumente ausgingen, weil ich mich total hilflos fühlte und nur durch den Schlag meine Autorität gerettet sah.


    .... also ein Apell an: Schlagen ist nie richtig. Es KANN im Affekt passieren,.. (wird es mir sicher auch, ganz komm ich da nie raus -.-) aber dann muss man die Größe haben, sich zu entschuldigen. Es ist falsch, falsch falsch und eine Schwäche, mehr nicht! Pure Schwäche.. wer schlägt ist schwach.


    lg

    Einmal editiert, zuletzt von Ivy ()

  • Ivy:
    ich bin ganz geschockt davon, was du da als Kind erleben musstest. Das ist schrecklich und ich finde es bewundernswert wie reflektiert und das betrachten kannst und dir auch deiner eigenen Fehler bewußt bist.


    Und es ist ein gutes Beispiel, wie einen die Verhaltensweisen der Eltern doch unbewußt so prägen, dass man oft auch in dieses Verhaltensmuster fällt. Vielen Dank für deine offenen Worte, ich denke doch, dass alle, die sagen "mir hat es doch nicht geschadet" dadurch zum nachdenken angeregt werden.

  • Möchte hier mal meinen Respekt zollen für diejenigen die so offene und tiefe Postings wie Ivy (waren ja auf den Seiten davor noch andere) schreiben. Und die damit dass sie ihr Kind mal "geklapst" haben so reflektiert umgehen wie auch Black Pearl und nicht einfach nur sagen "Das Kind hat halt meine Grenze überschritten" oder "hat mir auch nicht geschadet" :shakehead:

  • Meiner Freundin ging es wie Ivy (auch das mit der Badewanne usw) und auch sie sagt, dass es sehr schwer ist, aus dem Muster auszubrechen, auch sie hat bei Streit mit ihrem Freund zugeschlagen und lernt gerade, dass das eben NICHT okay ist. Auch umgekehrt musste sie erstmal begreifen, dass es NICHT normal ist, wenn ihr Freund sie schuckt, wenn sie ihn provoziert hat....


    Und ich fand es ja auch lange normal. Ich habs dann halt gelernt, als ich meinen Hund erziehen musste und gemerkt hab, dass ich mit Schreien und Drohen alles nur schlimmer mache - sie versteht es ja eben nicht. Noch weniger als ein Kind. Da hab ich dann Geduld gelernt und dass es eben auch ohne geht, und meine Meinung grundlegend geändert.

  • Wow Ivy - ich weiss gerade nicht was ich sagen soll ;( :S Es tut mir sehr leid, was du als Kind erleben musstest und umso mehr bewundere ich dich dafür, wie anscheinend reflektiert und klar du heute über all das schreiben kannst... :knuddel:


    Besonders deinem letzten Absatz kann ich einfach nur zustimmen - da gibts nichts weiter dazu zu sagen...

  • Ivy, Hut ab vor Deinem Mut und der Stärke, sich den eigenen Problemen so offen zu stellen. Ich bin tief beeindruckt!

    All of old. Nothing else ever. Ever tried. Ever failed. No matter.
    Try again. Fail again. Fail better.
    (Samuel Beckett)

    Einmal editiert, zuletzt von Hustelinchen ()

  • .... also ein Apell an: Schlagen ist nie richtig. Es KANN im Affekt passieren,.. (wird es mir sicher auch, ganz komm ich da nie raus -.-) aber dann muss man die Größe haben, sich zu entschuldigen. Es ist falsch, falsch falsch und eine Schwäche, mehr nicht! Pure Schwäche.. wer schlägt ist schwach.


    Doch Ivy, man kommt da raus. Ich habe bei weitem nicht das erlebt, was Du durchgemacht hast, aber meine Hemmschwelle ist leider auch sehr niedrig angesetzt (gewesen). Ich habe Noah als Säugling auch angeschrieen, wenn er gebrüllt hat und ich nicht mehr weiter wusste. Ich habe mit der flachen Hand neben (!!) ihn auf die Wickelkommode geschlagen um meine Wut abzubauen und ihm nicht weh zu tun. Naja, den Rest habe ich ja vorher schon geschrieben.
    Ich weiß noch, dass ich nach dem Schlag auf den Kopf eine Mail an eine Hilfsorganisation schreiben wollte, ich glaube Cari*as war das. Ich hatte den Text komplett fertig und habe um Hilfe gebeten, damit mit so etwas nie, nie wieder passiert. Und dann habe ich regelrecht Panik bekommen, dass man mir mein Kind weg nehmen könnte, wenn ich diese Mail tatsächlich abschicke, in der ich zugebe, was passiert ist.
    Ich selbst war danach in einem absoluten Schockzustand, denn das war Misshandlung. Ich hätte ihn damit ernsthaft verletzen können. Ich habe stundenlang geheult danach und mich nicht mal getraut, meinem Mann davon zu erzählen, aus Angst vor den Konsequenzen.


    Seitdem habe ich Noah kein einziges Mal mehr geschlagen! Was mir noch ab und an passiert (vielleicht ein mal im Quartal) ist eine Abwehrhandlung, wie Alla sie beschrieb. Noah tritt mir gegen den Hals oder schlägt mit voller Wucht ins Gesicht und ich schlage zurück. Das passiert im Affekt - wie ich es da steuere, nie sein Gesicht zu treffen ist mir nicht klar. Aber ich weiß definitiv, dass ich auch das in Zukunft schaffen werde, nicht mehr zu tun. Denn ich führe mir jeden Tag wieder vor Augen, dass Noah derjenige ist, der von mir geleitet werden möchte und nicht der, der mich an der Nase herum führen möchte. Was auch immer er tut, tut er nicht aus Rachsucht oder um mich zu provoziere. Selbst jetzt noch nicht, mit seinem 2,5 Jahren.

    SITUS VILATE INIS ET ABERNIT


    sit us vi latein iset aber nit

  • Dann habt ihr einfach Glück gehabt, dass sie darauf gehört hat. Du schreibst ja selbst, dass sie es euch einfach macht. Probiere es mal mit einem Kind wie Juri (wobei es viel schlimmer geht) oder Julia von Kathrin74...


    Aber ich kann eben auch nicht sicher sagen, inwieweit Matilda einfach so "ist" (von Natur aus) und inwieweit wir vielleicht mit unserem Verhalten ihres positiv beeinflussen...??? Wir sind beide relativ ruhige Menschen, streiten nicht extrem (es wird eben diskutiert oder man ist auch mal sauer, aber wir schreien uns nicht an oder so), legen viel Wert auf Zuneigungsbekundungen :D ,... Vielleicht überträgt sich das einfach aufs Kind?! Ich denke schon, dass da was dran ist. Hätten wir schon früh ein zweites Kind bekommen, dann hätte mich das sicher extrem gestresst und ich glaube nicht, dass ich dann immer so ruhig und gelassen bleiben könnte, wie ich es doch in den allermeisten Fällen bin. Ich denke, es sind viele äußere Faktoren, die da mit reinspielen. Ich bin im Laufe der Zeit mit Matilda auch insgesamt sehr viel geduldiger geworden.
    Ich möchte mir einfach auch nicht unterstellen lassen, dass ich einfach nur Glück habe. Etwas Glück gehört sicherlich dazu, aber wenn die Erziehung/das familiäre Umfeld so gar keinen Einfluss hätten, könnten wir alle unsere Bemühungen ja gleich sein lassen und viele Probleme, die es z.B. in den Familien gibt, in denen die S*per-N*nny zu Besuch ist, würden sich gar nicht lösen lassen.

  • verlockend
    Wie das Kind sich mit 1 Jahr verhält (ob es immer wieder zu den Steckdosen geht oder sich gut wegbringen lässt) hängt mit Sicherheit viel mehr am Temperament des Kindes. Das Verhalten mit 2-3 Jahren ist für mich so 50:50. Sehr viel spielt da natürlich Erziehung/Konsequenzen rein, aber auch sehr viel das Temperament.


    Das berichten häufig Mütter von mehreren Kindern, wo das erste Kind ja soooo brav war (siehe sandrachen :) ).

    Macht's gut und danke für den Fisch.

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