Berichtigt ihr bei euren Kleinkindern/Kleinen Kindern Grammatikfehler? Und ab wann?

  • Hallo,


    ausschlaggebend für die Frage und den Thread ist ein Erlebnis von gestern auf der Arbeit. Eine Frau ist mit ihrem Enkel (Kind?) einkaufen gewesen. Der Junge (ca. 3 1/2 - 4 Jahre) hatte eindeutig die falsche Zeitform benutzt. Ich hatte das Bedürfnis das Kind zu berichtigen, tat es aber nicht, weil es mich ja nichts angeht.


    Bei meiner Tochter mache ich es. Sie verwechselt manchmal mir/mich oder benutzt die falsche Zeitform oder so. Ich sage es ihr dann richtig und sie verbessert sich. Ich bin jetzt nicht das Ass in Grammatik, aber Fehler, die zum Teil in den Ohren wehtun, sage ich ihr richtig, dass sie es halt lernt und es klappt ganz gut. Sie spricht auch recht gut, dass ich das Gefühl habe sie damit nicht zu überfordern.


    Jetzt frage ich mich halt, wann ist der "richtige Zeitpunkt" dafür. Soll man das Kind in der Öffentlichkeit eher nicht berichtigen sondern "nur" zu Hause? Ich meine lernen müssen sie es eh.


    Also wie macht ihr es?


    LG Moni

  • Zunächst mal habe ich Charlotte nur indirekt verbessert, wenn Fehler im Satz waren. Also den Satz korrekt wiederholt ohne ihr zu sagen, dass das falsch war. Sie spricht ziemlich gut und viel, der Wortschatz ist riesig, so dass ich sie jetzt konkret auf Fehler aufmerksam mache. Naja, genau genommen, nicht auf alle. Sie sagt nämlich statt "liebste Farbe" immer "beste Farbe" (also: "Pink ist meine beste Farbe.") Das finde ich niedlich und lasse es mal so stehen. Falsche Zeitformen, die sehr selten vorkommen, verbessere ich aber.
    Ich finde, wenn ein Kind sicher ist in der Sprache können die Verbesserungen direkt erfolgen. Da ist es mir auch egal, ob privat oder öffentlich. Ich muss die Korrekturen ja nicht so vornehmen, dass der ganze Laden davon mit bekommt.


    LG Claudia

    Liebe Grüße :wave:

  • Also den Satz korrekt wiederholt ohne ihr zu sagen, dass das falsch war.

    So mache ich es auch. Also den Satz richtig wiederholen. Dann sagt sie ihn meist auch richtig.


    Ich muss zugeben, als sie vor einigen Wochen meinte: "Ich bin großartig. Ich brauch keine Windel" und meinte, dass sie groß sei und keine mehr braucht. Konnte ich sie auch nicht berichtigen, weil ich es einfach zu süß fand.

  • Man soll den Satz nicht korrigiert wiederholen, sondern indirekt, so wie Claudia es schrieb.


    Bei einem "Ich bin großartig" antwortet man eher mit "Du hast Recht, Du bist schon groß". Bei falschen Zeitformen, wie "ich bin gegeht" antwortet man etwa mit "wohin bist Du denn gegangen?" oder bestätigt einfach nochmal "ja, genau, Du bist gegangen". Zwischen Öffentlichkeit oder Zu Hause machen wir nie einen Unterschied. Und im Übrigen berichtigen wir unseren Sohn auch heute noch mit Antworten bzw. im Gespräch.

    SITUS VILATE INIS ET ABERNIT


    sit us vi latein iset aber nit

  • Ich mache es auch so wie Black Pearl es beschreibt. Keine offensichtliche Korrektur.

  • Wenn ein Kind sagt "ich bin gegeht" (um das Beispiel von oben mal aufzugreifen) ist das ein Zeichen, daß es das Prinzip der Sprache verstanden hat. Woher soll es auch von unregelmäßigen Verben wissen?
    Ich verbessere, wo es notwendig ist - zuerst habe ich das auch so gemacht wie Claudia geschrieben hat. Also mit korigierten Wiederholungen. Zwei Jahre lang - und bei uns vollkommen erfolglos :autsch: Der Wortschatz der Zwillinge ist sehr groß, grammatikalisch ist besonders das Mädchen sehr weit - sie verbessert oft ihren Bruder ^^ - und damit war sie erfolgreicher als ich mit meinen Wiederholungen :huh: Da beide meine Wiederholungen ganz und gar nicht beachteten - die Fehler blieben - berichtige ich nun seit sie vier sind, wenn ich merke, daß sich bestimmte Fehler, falsche Aussprache, falsche Zeitform etc eingeschliffen haben. Ein Klassiker ist bei uns auch, daß die Personalpronomina von Dativ und Akkusativ vertauschen. Ich sage dann (wenn es sich ergibt) daß es xxx heißt und meist übernehmen sie es dann auch.
    Vielleicht nicht der richtige pädagogische Weg, aber für uns, der einzige der Früchte zeigt.

  • Wir machen es wie Black Pearl. Ich könnte ihm nie und nimmer sagen, dass er etwas falsch spricht mit seinem Alter (er ist gerade zwei). Ich habe keine Ahnung, wie ich es handhaben würde, wenn er vier wäre, aber das muss ich ja jetzt auch nicht.


    Er spricht für sein Alter schon viel und gut und sehr verständlich. Nur halt nicht perfekt. Ich freue mich über jeden Satz und werde mir/uns das doch nicht versauen, in dem ich ihm ständig sage, dass er Fehler macht? Wir übernehmen aber auch nicht seine falsch gesprochenen Worte für uns, auch wenn sie manchmal wirklich super sind. Außer eine Ausnahme, die ist so entzückend, dass wir das jetzt alle sagen.


    Ich verbessere ihn auch meist bewußt nicht, wenn er inhaltlich in meinen Augen Blödsinn erzählt. Ich sage dann "acha", oder "meinst du?" lasse es aber ansonsten in Raum stehen. Für mich läuft das unter Phantasie und das finde ich wichtig. Ich vertraue darauf, dass er mit den Jahren schon kapiert, wie die Realität ist. Ich fürchte sogar, das wird sich nicht verhindern lassen. ;)

  • Sorry, OT sonntagskind:
    was soll "acha" heißen? "Ach ja"?

    "Das ist mir alles zu kindisch hier. Komm Teddy, wir gehen." :)

    Du warst mein Leben.

  • Um Gottes Willen, ist das soooo österreichisch? Wir hatten sogar einmal eine virtuelle Firma mit dem Namen "acha" :-). Es heißt nichts anderes als "ahhh so".

  • Durch das Heidelberger Elterntraining und Logo haben wir in Sachen Verbesserung bzw. Spracherwerb einiges gelernt.


    Black Pearl hat es ja schon geschrieben, wie es geht. Es geht letztendlich darum das Kind zu bestätigen und für den Sprachgebrauch zu loben bzw. zu motivieren. Kinder die einfach direkt korregiert werden können Hemmungen bekommen bzw. unsicher werden, aus Angst es falsch zu machen.

  • Wir handhaben es genauso wie Black Pearl beschrieben hat. Korrigiert bzw ihr gesagt, dass etwas falsch war habe ich noch nie.

  • Die indirekte Korrektur funktioniert aber leider nicht so gut mit allen Fehlern. Meine kinder sagen z.B. "Ich mage Xxx haben." Wenn ich jetzt einen natürlichen Gesprächsverlauf behalte sage ich: "Du magst xxx haben." Das korrigiert den Fehler aber nicht. Das ist bei uns echt ein hartnäckiger Fehler, aber zu meiner Beruhigung hat heute ein wildfremdes Kind das auch so gesagt.
    Grüße
    Janka

  • Hallo!


    Ich handhabe es auch so wie Black Pearl.
    Meine Freundin ist Logopädin und wir hatten das Thema mal, als unsere Kleinen ca. 9 Monate alt waren, einfach weil es mich interessiert hatte (da hat er ja noch nicht geredet). Mittlerweile ist er ein richtiges Plappermaul - er redet auch sehr verständlich und hat nen riesigen Wortschatz (wurde mir auch im Entwickliungsgespräch im KiGa gesagt). Da möchte ich ihn nicht offensichtlich verbessern, sondern freu mich, dass er schon so gut spricht und verbesser ihn bei Bedarf indirekt.
    Mit 2 1/2 hat er ja aber auch noch Zeit zu lernen - wenn er die Fehler in 2 Jahren (oder so) noch macht, werde ich ihn wohl doch verbessern.


    Liebe Grüßle
    Biberin

    Unsere Traumhochzeit fand am 4.+5. September 2009 statt!

  • Die indirekte Korrektur funktioniert aber leider nicht so gut mit allen Fehlern. Meine kinder sagen z.B. "Ich mage Xxx haben." Wenn ich jetzt einen natürlichen Gesprächsverlauf behalte sage ich: "Du magst xxx haben." Das korrigiert den Fehler aber nicht. Das ist bei uns echt ein hartnäckiger Fehler, aber zu meiner Beruhigung hat heute ein wildfremdes Kind das auch so gesagt.
    Grüße
    Janka


    Doch, klar geht das auch, du kannst z.B. sagen "xy mag ich auch so gern"
    So machen wir das auch. Nie direkt korrigieren, Ausnahme ist wenn das Kind stockt und sagt "mama wie sag ich das richtig?" (durchaus schon vorgekommen)

  • Mag ist ja nur ein Beispiel (kanne, darfe, wille) . Dazu kommt, dass ich Einzelkämpferin diesbezüglich bin. Den Erzieherinnen fällt es wohl nicht auf, da sie auf meind Nachfrage meinten es sei ihnfn noch nie aufgefallen und unsere Familiensprache ist Englisch.
    Grüße
    Janka

  • In unserem Kiga war dieses Jahr ein Elternabend, bei dem eine Logopädin anwesend war. Sie hat es so erklärt, wie Black Pearl es handhabt. Und dementsprechend handhaben wir es auch und fahren auch sehr gut damit. Direkt korrigieren soll man die Kinder nicht.

  • Im Grunde mache ich es mit meiner Kleinen genau wie die meisten beschrieben - einen Antwortsatz kreieren, der die richtige Grammatik widergibt. Funktierniert bisher ganz gut und bis auf wenige hartnaeckige Ausnahmen benutzt meine Tochter dann auch nach einigen Anlaeufen die richtige Grammatikform.


    und unsere Familiensprache ist Englisch


    Dieser Punkt darf nicht unberücksichtigt bleiben. Wir haben ja auch eine andere Umgebungs- und Familiensprache (türkisch), und es kommen ganz automatisch manche Grammatikformen in die deutsche Sprache rein, die eigentlich falsch sind, aber in der eben anderen Sprache ganz normal sind. Aber auch hier wende ich die übliche 'Taktik' an, dass ich den Antwortsatz eben so waehle, dass ich die Grammatik richtig in Antwort wiederhole. Und ich vermelde auch hier in den letzten Monaten Erfolg, dass sich beide Sprachen immer mehr 'auseinandersortieren'.


    Nic

  • Also ich finde wenn schon korrigieren dann indirekt, so wie es von Black Pearl beschrieben und wohl auch von den meisten gehandhabt wird (auch von mir obwohl ich weiss, dass es keinen so grossen Effekt hat wie man meinen moechte, siehe unten). Eben wegen schon erwaehnten moeglichen Hemmungen die dadurch entstehen koennten.


    Da ich ja vom Fach bin kann ich euch uebrigens noch bestaetigen dass Kinder oft 'resistent' gegen Verbesserungen sind (in der Linguistik nennen wir das den Unterschied zwischen Input und Intake).
    Bsp. (sorry in Englisch ich bin halt Anglistin und ein deutsches faellt mir aus der Literatur gerade nicht ein) kann leider gerade nicht nachschlagen wie alt das Kind war.


    Kind: Nobody don't like me.
    Mutter: No, say 'nobody likes me'
    Kind: Nobody don't like me
    .......(geht noch 2 mal so wie oben, dann sagt das Kind letztendlich
    Kind: Oh nobody doesn't like me. (ist aber immer noch grammatisch falsch)


    Konkret liegt es daran, dass Kinder oft die Korrektur an sich ueberhaupt nicht wahrnehmen, auch wenn sie wiederholt auftritt (d.h. der Intake des Kindes unterscheidet sich gravierend vom Input welches es durch Erwachsene bekommt, je juenger das Kind umso staerker dieser Effekt). Das Gehirn des Kindes kann einfach kognitiv nicht das leisten was vom ERwachsenen gefordert wird. Ausserdem bekommt das Kind ja unterschiedlichste Feedbacks, konkret heisst das manchmal wird der Wahrheitsgehalt des gesprochenen korrigiert (Nein Dora kommt um 9 nicht um 8) und manchmal die Grammatik. Wissenschaftlich betrachtet ist das ein ganz schoenes Kuddelmuddel welches die Kinder ertmals lernen muessen auseinander zu halten (gar nicht so trivial wie das vielleicht klingt).


    :wave: Laugele

  • Ich bin in der Hinsicht schon immer ein Klugsch....er gewesen und korrigiere bei Elena auch direkt, einfach in dem ich das richtige Wort, bzw. die richtige Zeit sage. Sie wiederholt es von sich aus und sagt es dann richtig (das hat sie von Anfang an selber gemacht). Sie merkt sich die Sachen erstaunlich gut und macht selten dieselben Fehler. Das Korrigieren habe ich angefangen, als sie anfing, ganze Sätze zu sprechen.


    Sie kann mit ihren drei Jahren sehr gut mit Zeiten, und Sprache generell umgehen und ich habe schon einige Male mitbekommen, dass sie auf dem Spielplatz z.B. wesentlich besser spricht, als ältere Kinder.


    edit: Hab jetzt noch ein paar Antworten hier nachgelesen....dass Elena Hemmungen bekommt und sich nicht traut frei zu sprechen, wenn ich sie direkt korrigiere, glaube ich nicht, dafür ist sie zu sehr Plappermaul und selbstbewusst. Ich denke schon, dass man hier auch auf das Kind schauen sollte, welche Variante der Berichtigung angebracht ist.

    Mein Flohmarkt-Thread, am besten zusätzlich per PN anschreiben, danke: Flohmarkt

    Einmal editiert, zuletzt von Arielle-LEV ()

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