So, kurze Ergänzung zum gestrigen Geschreibsel:
An der Straße 32 gibt es (ganz grob beschrieben auf dem Weg von Hveragerdi in Richtung Hochlandstraße Sprengisandur) eine tolle Ecke mit mehreren „Sehenswürdigkeiten“, kurz bevor es dann über die Straße 26 auf die F208 nach Landmannalaugar geht. Direkt nebeneinander befinden sich der sehr schöne Wasserfall Hjalparfoss, der im Jahr 1104 bei einem Heklaausbruch verschüttete und neuzeitlich wieder ausgegrabene wikingerzeitliche Hof Stöng, das Freilichtmuseum Þjóðveldisbær mit dem Nachbau ebendieses Hofes, der über die Straße 332 mit einem geländegängigen Fahrzeug gut erreichbare 122m hohe Wasserfall Haifoss (der dritthöchste des Landes) sowie zwischen Stöng und dem Haifoss auch noch die wunderschöne Schlucht Gjain mit dem ebenso schönen Wasserfall Gjárfoss. Diese Schlucht ist von Stöng aus in 10-15min zu Fuß erreichbar, oder auch von der Straße aus. Von Stöng aus käme man auch in einer Tageswanderung (5-6h) zum Haifoss. Hier kann man sich problemlos einen Tag verweilen und bekommt dabei neben einem Blick ins frühe isländische Leben auch noch sehr viel Natur zu sehen.
In der Nähe der Straße 54 biete sich kurz bevor diese nach westen in Richtung Snaefellsness abknickt eine gute Möglichkeit für eine Kurzwanderung (ca. 2h) zu einem Vulkankrater namens „Eldborg“ (Eldborg í Hnappadal). Diese ist bis auf die letzten paar Meter sehr leicht und führt durch das dazugehörige Lavafeld. Der Krater misst ca. 200m im Durchmesser, ist 50m tief und bietet einen netten Anblick, wenn man auf seinem Kraterrand steht.
Ein absolutes Highlight Islands, über das wir fast zufällig gestolpert sind, weil es abseits der üblichen Routen liegt, ist die vulkanische Bergkette Kerlingafjöll. Sie liegt im isländischen Hochland ca. 25 km östlich der Kjölur-Hochlandroute. Uns hat sie beim ersten Islandbesuch aus der Entfernung so gut gefallen, dass wir den zusätzlichen Abstecher von der Kjölur weg trotz der bereits vielen Tageskilometer ins Unbekannte hinein und jenseits der vom Reisebüro geplanten Route „gewagt“ haben. Die Strecke führt durch zwei nicht sehr tiefe Furten (was damals für uns auch ein Erstlingswerk war) erst zu einer kleineren „Feriensiedlung“ (siehe auch die zugehörige Wikipediaseite, wie auch fast alle bekannteren und unbekannteren stellen Islands inzwischen ihre eigene Wikipediaseite haben). Von dort geht es steil bergauf weiter zum Hochtemperaturgebiet Hveradalur mit zahlreichen heißen Quellen, Schlammtöpfen, Fumarolen und dampfenden Bächen. Wegen der fortgeschrittenen Stunde haben wir uns dieses beim ersten Besuch nur aus der Ferne angesehen. Es hat uns jedoch so gut gefallen, dass wir beim zweiten Besuch dort einen ganzen Tag für Wanderungen eingeplant haben. Dort gibt es mehrere Wege, die kreuz und quer durch das fast menschenleere Hochtemperaturgebiet führen.
Westlich der bekannten Gletscherlagune Jökulsarlon gibt es die deutlich unbekanntere aber ebenso schöne Lagune Fjallsarlon, an die man mit dem Auto herankommt, die aber nicht von den Amphibienfahrzeugen befahren wird. Dadurch ist alles viel ruhiger und weniger touristisch.
Am Myvatn gibt es auch ein Flugfeld (Myvatn Airport), von dem aus man sehr schöne Rundflüge mit Myflug Air über Nord- und Zentralisland buchen kann. Da es unsere Hochzeitsreise war haben wir uns diesen Luxus damals gegönnt und die Sicht von oben ist sehr empfhlenswert, zumal man hier innerhalb von 2h vom Myvatn mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten über die Askja, Dyngjujökull, Kverkfjöll, Herðubreið, Dettifoss, Jökulsárgljúfur, Ásbyrgi und Krafla wirklich viel geboten bekommt, wenngleich es natürlich nicht ganz billig ist (80-265 EUR pP, je nach Flug).
In Husey im Nordosten Islands gibt es eine sehr nette Jugendherberge, in der man auch Halbtags- bis Mehrtagesreittouren buchen kann. Die Herbergseltern sprechen deutsch. Zur Zeit unserer zwei Besuche dort waren noch Örn und seine Frau für die Jugendherberge zuständig und es hat sich schon für die gemeinsame Frühstücksunterhaltung mit diesen beiden gelohnt, das auch ansonsten sehr empfehlenswerte Frühstück dort mitzubuchen. Örn ist seit zig Jahren das ökologische Gewissen der Ostfjorde und man kann mit ihm gut plaudern, sei es über Rettungsaktionen der Bauern des isländischen Nordostens um im Schneesturm gefangene Touristenbusse zu retten oder über den bei unserem letzten Besuch noch im Bau befindlichen umstrittenen Kárahnjúkar-Staudamm und das dazugehörige Kraftwerk im östlichen Hochland, für das 57 qkm isländische Natur unter Wasser begraben wurden. Die Reittouren sind auch sehr zu empfehlen, auch für Nicht- oder Wenigreiter wie uns war es ein erlbnis, die isländische Natur vom Rücken der Pferde aus zu erleben.
In den Westfjorden gibt es eine gute Gelegenheit für eine Tageswanderung zum größten Gletscher der Westfjorde (Drangajökull) im Tal Kaldalon. Man wandert vom Parkplatz aus über mehrere Endmoränen aus verschiedenen Aktivitätsperioden des Gletschers und überquert mehrere kleinere Gletscherbäche in der weitläufigen Moränenlandschaft.
In Husavik in Nordisland gibt es ein Phallusmuseum, etwas, das man sicher nicht überall zu sehen bekommt. Der größte ausgestellte Phallus ist knapp 1m groß und stammt von einem Pottwal, wenn ich mich recht erinnere. Nachtrag: Das Museum wurde 2012 nach Reykjavik verlegt, habe ich gerade gelesen und stellt seit 2011 nun auch einen menschlichen Penis aus, für den sie bei unserem letzten Besuch noch in Husavik noch einen Spender gesucht haben...
In Glaumbaer bei Skagafjördur im Norden Islands gibt es einen sehr sehenswerten Museumshof mit Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert. Dies bietet eine interessante Ergänzung zu dem Hof in Stöng/Þjóðveldisbær (s.o.) und zeigt, inwiefern und für uns erschreckend wenig sich das Leben in Island über die Jahrhunderte geändert hat.
Das Freilicht- und Heimatmuseum in Skogar im Süden Islands ist ebenfalls sehr sehenswert und mit etwas Glück kann man immer noch den Worten und Erklärungen des betagten Museumsgründers Þórður Tóm (inzwischen über 90 Jahre alt) lauschen, der fast alles selbst zusammengetragen hat und zu jedem Stück etwas zu erzählen weiß. Am Museum führt bei allen Touren, die über die Südküste Islands führen, sowieso fast kein Weg vorbei, denn direkt neben dem Museum liegt der beeindruckende Wasserfall Skogarfoss und ein paar Kilometer westlich der ebenso beeindruckende Seljalandsfoss. Außerdem gibt es an dieser Stelle eigentlich nur eine Fahrtmöglichkeit, nämlich die Ringstraße 1, die direkt durch den Ort und ein paar Hundert Meter am Museum und Wasserfall vorbeiführt.
In Kirkjubaerklaustur gibt es eine sehr schönes Hotel (Geirland), das den wenigen umliegenden Hotels eindeutig vorzuziehen ist. Der Ort ist ein guter Ausgangspunkt für interessante Fahrten, z.B. zu den Laki Kratern, die man auf jeden Fall gesehen haben sollte. Die Lakieruptionen waren eines der einschneidendsten Ereignisse der isländischen Geschichte und wenn man sich die Kraterreihe (ca. 130 Krater auf 25km Länge) anschaut, dann weiß man warum. Die ca. 15 Kubikkilometer Lava begruben damals ca. 600 qkm unter sich. Die Eruption hatte ziemlich katastrophale globale Auswirkungen und zählt zu einer der schwersten der letzten 2000 Jahre weltweit. Die anfahrt ist mit einem geländegängigen Fahrzeug problemlos möglich, die zu durchquerenden Flüsse sind nicht tief. Ansonsten fährt auch täglich ein Hochlandbus die Strecke ab und lässt einem dort angekommen etwas Zeit zum spazieren gehen.
Auf unserer eigenen Homepage (http://www.volker-jungmann.de) gibt es einen Blog zu unserer Reise von 2007. Leider muss ich die Bilder mal wieder verfügbar machen, die sind im Moment nur von den ersten Tagen zu sehen, genau wie die Bilder der anderen Urlaube, die wir auf Internetseiten stehen hatten, die jetzt leider zugemacht haben.
Das waren jetzt etwas ungeordnet einige Gedanken und Beschreibungen der für uns beeindruckendsten Stellen Islands, von denen es, wie du meinen Beschreibungen und denen der anderen Schreiberlinge entnehmen kannst jede Menge gibt. Insofern kann ich Island für eure Hochzeitsreise uneinrgeschränkt empfehlen. Sobald Elias so alt ist, dass wir ihm die zum Teil sehr schlechten isländischen Straßen auf dem Rücksitz zumuten wollen/können, werden wir auch sicherlich wieder hinfliegen...
Falls du noch nähere Infos brauchst, stehen susanne oder ich gerne zur Verfügung.
Viele Grüße
Volker