Ich bin auch froh über dieses Urteil.
Ich bekomme ja viel aus der Praxis mit (bin Ärztin in der Inneren, d.h. habe genau das Patientenklientel, die das oft betrifft). Oft kommen Patienten, bei denen du sofort und ohne weitere Informationen vorliegen zu haben Entscheidungen treffen musst (Beatmung etc.), um zu helfen. Oder man legt eine Magensonde in der ersten kritischen Zeit und mit der Zeit stellt sich raus, dass immer mehr Kompliaktionen dazu kommen. Dann waren einem bisher die Hände gebunden und man musste auf eine Kompliaktion warten, an der der Patient dann versterben durfte.
Eine solch schwerwiegende Entscheidung wird ja nie von einem Arzt alleine gegen die Meinung aller anderen getroffen, sondern man spricht mit den Angehörigen, liest eine Patientenverfügung (wenn es eine gibt) und man macht sich als Ärzteteam lange Gedanken über die weiteren Chancen und die weitere Lebensqualität. Aber falls dann von allen Seiten die Entscheidung fällt, den Patienten gehen zu lassen, finde ich das Ziehen einer Magensonde bzw. das Einstellen der Therapie zugunsten von nur noch Schmerztherapie und Flüssigkeitsgabe eine gute und richtige Sache. Und dazu ist nun halt auch die rechtliche Grundlage da. Davor war es immer so ein Grenzbereich.
Und noch für alle: ich würde mir als allerwichtigstes eine Vertrauensperson suchen (Ehemann/Ehefrau, Eltern, Kinder Freunde) und mit ihm darüber reden, wie ihr euch euer Leben und Sterben vorstellt. Was eure Werte sind, was euch wichtig ist. Ihr könnt jetzt (im gesunden Zustand) nicht jeden Fall voraussehen und euch überlegen, was ihr dann wollt. Aber man kann anderen die Grundlage dafür vermitteln, in welche Richtung man will. Und das ist nicht bei allen gleich...
Und als zweites ist eine aktuelle, dem momentanen Gesundheitszustand angepasste Patientenverfügung natürlich sehr sinnvoll. Da würde ich aber auch dazu raten, im Freitext über seine Werte und Vorstellungen usw. zu schreiben und nicht nur z.b. "ich möchte keine lebensverlängernden Maßnahmen". Damit kann man im konkreten Notfall nicht so viel anfangen.